Moderne vietnamesische Küche trägt deutlich französische Spuren – das kann niemand leugnen.
Trotz schwieriger Kolonialzeit haben die Franzosen Spuren in Architektur, Sprache und Essen hinterlassen, die wir heute noch schätzen.

Ich hatte das Glück, Paris schon ein paar Mal zu besuchen, und jedes Mal werde ich ein bisschen heimwehkrank.
Die Straßen, die kleinen Ecken und vor allem das vietnamesische Essen dort – alles erinnert mich an das lebhafte Treiben in Saigon und Hanoi.
Heute möchte ich zeigen, wie der französische Einfluss unsere Küche geprägt hat. Ich habe 12 französisch-vietnamesische Gerichte zusammengestellt, die du vielleicht nicht erwartest.
Wenn du mal nach Vietnam reist, solltest du sie unbedingt probieren.
- 1. Phở – Vietnams Herz auf dem Teller
- 2. Phở Bò Sốt Vang – Rindereintopf-Phở mit Rotwein
- 3. Bánh Mì – Vietnamesisches Kult-Sandwich
- 4. Vietnamesische Leberpastete
- 5. Vietnamesische Mayo
- 6. Vietnamesischer Kaffee
- 7. Bánh Flan – Vietnamesischer Flan
- 8. Bánh Pâté Sô – Vietnamesische Fleischpastete
- 9. Sữa Chua – Vietnamesischer Joghurt
- 10. Gà Rô Ti – Vietnamesisches Kokoshähnchen
- 11. Bánh Kẹp Lá Dứa – Vietnamesische Pandan-Waffel
- 12. Bò Bún – Vietnamesischer Rindnudelsalat
1. Phở – Vietnams Herz auf dem Teller
Phở ist mehr als nur ein Gericht; es ist das Herz und die Seele Vietnams. Es hat sogar den Weg in mein Blog-Branding gefunden – wobei ich zwischen uns gesagt, heimlich eher ein Fan von Bun Bo Hue und Bun Cha bin.
Die Ursprünge von Phở sind bis heute umstritten.
Es tauchte Anfang des 20. Jahrhunderts während der französischen Kolonialzeit auf. Manche sagen, es sei vom französischen Pot-au-Feu inspiriert, andere verweisen auf kantonesische Rindfleischnudelsuppen.

Egal wie, die Mischung aus Zimt, Sternanis und Nelken ergibt eine aromatische, wärmende Suppe. Klassisch ist Phở Bò (Rind), ab 1939 kam Phở Gà (Huhn) hinzu. Heute gibt es viele kreative Varianten:
Phở Trộn – trockene Hühner-Phở
Phở Áp Chảo – knusprig gebratene Phở mit Rind
Phở Cuốn – Reisrollen aus Phở-Teig
Instant Pot Chicken Pho – einfache Chicken Pho aus dem Instant Pot
Phở Bò Kho – Phở-Nudeln mit vietnamesischem Rindereintopf (Bo Kho)
Im Westen kennt man oft die südliche Version: süßer, gemütlicher. In europäischen Städten mit nordvietnamesischen Communities, wie Berlin oder Prag, findet man eher die leichtere, herzhaftere nördliche Variante.
Ich kann mich nicht entscheiden – die südliche Phở fühlt sich wie Zuhause an, die nördliche hat eine Tiefe, die besonders trifft. Phở wird immer einen besonderen Platz am Tisch haben.
Für alle, die tiefer eintauchen wollen, habe ich sogar einen Beitrag über Nördliche vs. Südliche Pho geschrieben.

2. Phở Bò Sốt Vang – Rindereintopf-Phở mit Rotwein
Wenn traditionelle Phở schon ein wenig geheimnisvoll in ihren Ursprüngen ist, ist Pho Bo Sot Vang ein klares Beispiel für vietnamesisch-französische Fusion.
Inspiriert vom französischen Boeuf Bourguignon kombiniert dieses Gericht einen kräftigen Rindereintopf mit Rotwein und den typischen vietnamesischen Phở-Gewürzen.

3. Bánh Mì – Vietnamesisches Kult-Sandwich
Wenn es um vietnamesisch-französische Fusion geht, ist Banh Mi unschlagbar. Das Baguette ist außen knusprig, innen luftig, und wird mit köstlichen Zutaten gefüllt.
Der Klassiker in Saigon: Bánh Mì Thịt Nguội – mit Leberpastete, vietnamesischer Mayo, Cha Lua und den unverzichtbaren eingelegten Karotten & Daikon.

Manchmal gibt’s Extras wie Thịt Heo Quay (knuspriger Schweinebauch), Xíu Mại (Fleischbällchen in Tomatensoße) oder Bo Ne (zischendes Rindfleisch) – echte Geschmacksexplosionen.
Für Partys perfekt: ein Banh Mi Charcuterie Board – quasi eine dekonstruierte Version als Fingerfood oder Vorspeise, die garantiert alle begeistert.

4. Vietnamesische Leberpastete
Kein Bánh Mì-Laden in Vietnam kommt ohne eine gute Leberpastete aus. Inspiriert von der französischen Variante, bekommt sie hier einen ganz eigenen, vietnamesischen Twist.
Aus Schweine- oder Hühnerleber gemacht, ist sie cremig, samtig und trägt eine dezente Note von Fünf-Gewürze-Pulver – jeder Biss ein kleines Geschmackserlebnis.

5. Vietnamesische Mayo
Ein richtig gutes Bánh Mì kommt ohne vietnamesische Mayo – auch Sốt Bơ Trứng oder Bơ Bánh Mì genannt – einfach nicht aus.
Cremig, aromatisch und überraschend einfach selbst zu machen, ist sie eines dieser kleinen Details, die alles perfekt abrunden.

6. Vietnamesischer Kaffee
Kaffee ist ein weiteres französisches Erbe, das in Vietnam fest zur Esskultur gehört.
Früher war frische Milch rar, also kombinierten Franzosen und Vietnamesen dunklen Röstkaffee mit gesüßter Kondensmilch – der Rest ist Geschichte.

Vietnamesischer Kaffee wird meist aus Robusta hergestellt, für den kräftigen, unverwechselbaren Geschmack.
Traditionell wird er im Phin-Filter gebrüht, heute ist aber auch Instant-Kaffee sehr beliebt.
(Übrigens habe ich einen Beitrag über beliebte vietnamesische Kaffeemarken geschrieben – von Mainstream bis zu lokalen Spezialitäten.)
Kultgetränk ist Cà Phê Sữa Đá – vietnamesischer Eiskaffee aus starkem Kaffee und gesüßter Kondensmilch. Dazu gibt es viele spannende Varianten: Egg Coffee, Kokosnuss-Kaffee, Avocado-Kaffee und mehr.

7. Bánh Flan – Vietnamesischer Flan
Banh Flan ist ein weiteres süßes Erbe der Franzosen und mittlerweile ein echter Klassiker in Vietnam.
Traditionell wird er aus ganzen Eiern (weil vietnamesische Mamas ja nichts verschwenden) und gesüßter Kondensmilch zubereitet. Am liebsten genießen wir ihn mit Kaffee.

8. Bánh Pâté Sô – Vietnamesische Fleischpastete
Banh Pate So war als Kind mein absoluter Lieblingssnack in Vietnam. Diese kleinen Fleischpasteten sind purer Komfort: buttrig-knuspriger Teig um eine würzige Schweinefleischfüllung – einfach unwiderstehlich.
„Pâté Sô“ ist die vietnamesische Variante des französischen Pâté chaud, also „heiße Pastete“, aus der Kolonialzeit.
In Deutschland selbst zu machen ist überraschend einfach, vor allem mit fertigem Blätterteig aus dem Laden.

9. Sữa Chua – Vietnamesischer Joghurt
Sữa Chua (wörtlich „saure Milch“) oder Da Ua, wie wir Vietnamesen Joghurt nennen, ist unsere Version des französischen Joghurts.
Vietnamesischer Joghurt ist leicht gesüßt, und der ultimative Test? Er darf beim Umdrehen des Glases nicht herauslaufen – deshalb der berühmte Sữa Chua Úp Ngược (Upside-down Joghurt). Dick, cremig und genau richtig.

10. Gà Rô Ti – Vietnamesisches Kokoshähnchen
Gà Rô Ti ist ein Favorit aus Südvietnam, besonders im Mekong-Delta (Miền Tây).

Der Name kommt zwar vom französischen poulet rôti („Brathähnchen“), doch die vietnamesische Version ist etwas anders: Das Huhn wird zuerst kurz angebraten, bis es goldbraun ist, und dann in Kokoswasser geschmort, bis eine glänzende, süß-würzige Glasur entsteht.
Dieses Kokoshähnchen steckt voller Geschmack und macht richtig süchtig.
11. Bánh Kẹp Lá Dứa – Vietnamesische Pandan-Waffel
Diese Pandan-Waffel ist ein schönes Beispiel dafür, wie wir Vietnamesen uns ein bisschen Inspiration aus der französischen Backkunst geholt haben.
Statt Milch und Butter verwenden wir Kokosmilch und Pandan – für den unverwechselbaren südostasiatischen Geschmack. Für die perfekte Textur mischen wir normales Mehl mit etwas Reismehl und Tapiokamehl – knusprig, weich und genau richtig.

12. Bò Bún – Vietnamesischer Rindnudelsalat
Der letzte auf meiner Liste ist zwar nicht französisch inspiriert, aber ein vietnamesischer Klassiker, der in Frankreich richtig Fuß gefasst hat. Als ich Paris besuchte, war ich überrascht, wie sehr die Franzosen vietnamesisches Essen lieben.
Überall in der Stadt findet man authentische vietnamesische Gerichte, Nems (vietnamesische Frühlingsrollen) gibt es sogar im Supermarkt, und Bò Bún steht in fast jedem asiatischen Restaurant auf der Karte.

Bò Bún ist im Grunde eine vereinfachte Version von Bun Bo Nam Bo: Reisnudeln, darauf gebratenes Rindfleisch, frischer Salat und die unverzichtbare Nuoc Cham-Sauce. Frisch, aromatisch und einfach unwiderstehlich.
